Der große Kontrast zwischen Rivka und Efron
In parschat Chajee Sara bemerken wir einen enormen Kontrast hinsichtlich der Persönlichkeit von Efron und Riwka. Efron verspricht viel, aber tut wenig. Riwka verspricht wenig, aber tut viel.
Awraham verhandelt mit Efron über den Kauf der Höhle Machpela: »Efron antwortete Awraham und sagte zu ihm: Oh mein Herr, hör mir zu, ein Stück Land mit 400 Schekeln Silber – was bedeutet das zwischen mir und dir? Begrabt eure Toten!« (1. Buch Mose 23,15).
Awraham kauft einen Friedhof für Sara, seine erste Frau. Efron bestand darauf, dass Awraham das Stück Land umsonst annehmen würde, aber schließlich bat er um eine riesige Summe Geld für die Höhle Machpela, in der die Erzväter schließlich begraben werden sollten.
Efron war ein geiziger Mann und verstand nicht, dass er wegen seiner Gier verlieren würde. Wir sehen das auch an der Schreibweise seines Namens: Nachdem Efron das Land an Awraham verkauft hatte, schreibt die Tora seinen Namen fehlerhaft, ohne den Buchstaben Waw, der als »o« ausgesprochen wird. Sein finanzieller Gewinn war ein geistiger Verlust.
Ein großer Teil des Wochenabschnitts Chaje Sara handelt von der Verlobung und der Heirat unseres zweiten Erzvaters Jizchak mit Riwka. Hier bemerken wir einen enormen Kontrast hinsichtlich der Persönlichkeit von Efron und Riwka.
Efron verspricht viel, aber tut wenig: Er sagt, »ich gebe es dir umsonst« – doch am Ende verlangt er einen exorbitanten Preis.
Etwas weiter in der Sidra lesen wir von Riwka, die zuerst sagt: »Ich werde dir zu trinken geben« (24,18), aber sie tut viel mehr, als sie versprochen hat: »Ich werde auch für deine Kamele Wasser schöpfen, bis sie genug getrunken haben« (24,20). Mit einem kleinen Krug holte Riwka Hunderte Liter Wasser aus einem tiefen Brunnen für Awrahams Knecht Eliezer, einen völlig fremden Mann. Sie war also geeignet, Erzmutter zu werden.
DIE ZWEITE HOCHZEIT VON AWRAHAM
וַיֹּסֶף אַבְרָהָם וַיִּקַּח אִשָּׁה, וּשְׁמָהּ קְטוּרָה
Nach Jizchaks Hochzeit mit Riwka lesen wir davon, dass auch Awraham erneut heiratete. »Und Awraham nahm wieder eine Frau, deren Name war Ketura« (25,1). Es handelte sich dabei um Hagar. Der mittelalterliche Kommentator Raschi (1040–1105) meint, sie werde deshalb Ketura genannt (von »Ketoret« – Weihrauch), weil sie so gut war und ihre Taten so angenehm waren wie Weihrauch.
Rabbi Efraim Luntschits (1550–1619) fragt sich in seinem Kli Jakar, wie Raschi behaupten kann, dass Hagars Taten »angenehm wie Weihrauch« waren.
Raschi versteht die Worte »sie ging und wanderte durch die Wüste« (21,14) so, dass Hagar zum Götzendienst ihres Vaters, des Pharaos, zurückkehrte. Was für ein Rückschlag! Sie hatte ihr hohes Maß an Religiosität verloren, als sie Awrahams Haus verließ.
Awraham hatte ihre versteckten Tendenzen nicht so sehr durchschaut wie Sara. Mit dem g’ttlichen Blick sah sie Hagars und Jischmaels wahrhaftige Natur. Deshalb konnten die beiden nicht in Jizchaks Umgebung bleiben.
Aber später vollzogen Hagar und Jischmael Teschuwa, sie verließen den Polytheismus und bereuten. Nach Saras Tod hörte Awraham davon und nannte Hagar Ketura, um allen mitzuteilen, dass er wirklich davon überzeugt war, dass sie bereute.
Für einen Baal Teschuwa, einen Menschen, der wirklich bereut, werden schlechte Taten in Verdienste umgewandelt. Deshalb wird dieser Prozess der Reue mit Weihrauch verglichen – denn auch da wurde ein unparfümiertes Element (Galbanum) als Symbol der früheren Reue mitverbrannt.
Als Eliezer von Awraham beauftragt wurde, für Jizchak eine Frau zu finden, machte sich auch Jizchak auf, eine Frau für Awraham zu suchen. Er hielt es für unangebracht, dass sein Vater unverheiratet blieb, während er selbst bald heiraten würde.
Awraham war damals 140 Jahre alt. Es ist eine Mizwa, zu heiraten und Kinder zu haben, auch im Alter. Dasselbe gilt für das Toralernen. Wir müssen immer weiter lernen.
Und weil es eine Mizwa ist, zu versuchen, eine Frau wieder zu heiraten, von der man geschieden war, unternahm Awraham erneut den Versuch und heiratete Hagar, die er nun Ketura nannte (25,1), noch einmal.
Mit ihr hatte er sechs Kinder – Zimran, Jokschan, Medan, Midjan, Jischbak und Schuach. Aber wir erfahren nicht mehr viel von ihnen. Anscheinend waren sie in religiöser Hinsicht nicht sehr erfolgreich. Sie erhielten sofort ihr weltliches Erbe und wurden weggeschickt. Das geistige Erbe ging an Jizchak.
»Den Kindern seiner Nebenfrauen gab Awraham Geschenke«, heißt es im 1. Buch Mose 25,6. Im Talmud (Sanhedrin 91) sagen unsere Weisen, dass Awraham den Söhnen, die er nach Osten sandte, den »Namen der Unreinheit« gab. Damit ist die schwarze Magie gemeint. Sie und alles, was damit zusammenhängt, sind verboten.
Es ist unverständlich, warum Awraham dieses Wissen an seine Kinder weitergab. Aber offenbar tat er es in sehr religiöser Absicht. Er sandte seine Söhne nach Osten (einige sagen, dass die Brahmanen von diesen Kindern abstammen), ein Ort der Götzendiener. Dort benutzten sie alle möglichen okkulten Namen, um Wunder zu vollbringen und sie einem Idol zuzuschreiben. Auf diese Weise führten sie die Menschen zum Götzendienst.
Awraham gab ihnen die okkulten Namen und Techniken mit, weil jeder wissen sollte, dass sich hinter dem Götzendienst keine g’ttliche Kraft verbirgt, sondern dass die Götzendiener dunkle Kräfte in der Schöpfung einsetzen, mit denen man auch übernatürliche Wunder vollbringen kann. Dies förderte letztendlich den Monotheismus. Also war Awraham seinen eigenen Prinzipien nicht untreu geworden. Sein gesamtes Leben war dem Kampf gegen den Götzendienst gewidmet.
Eine schnelle Beerdigung
Sara starb in Chevron. Die Tora erzählt sehr detailliert, wie Abraham sie begräbt. Das jüdische Begräbnis hat viele Aspekte. Man bestattet so schnell wie möglich vor Ort: „aber ihr sollt ihn am selben Tag begraben, weil die erhängte Person eine Schändung von G-ttes Namen ist; du sollst Israel nicht beschmutzen „(5. Mose 21, 23; vgl. Raschi). Die spezifische Heiligkeit des jüdischen Landes kann nicht dadurch getrübt werden, dass die Verstorbenen, über Nacht, unbestattet bleiben. Die mystische Lehre erklärt, dass dies durch eine schnelle Bestattung verhindert wird.
Reinkarnationssphäre
Letzteres gilt nicht außerhalb Israels. Aber der Sohar gibt einen weiteren Grund an, warum die Beerdigung, die auch außerhalb Israels gilt, so eilig ist. Dieser Grund liegt in der kabbalistisch getönten Reinkarnationssphäre, einem Phänomen, das das Judentum nicht sonderbar macht, obwohl dies selten erwähnt wird. Wenn ein Mensch seine irdische Aufgabe nicht erfüllt, wird er wieder lebendig. Die meisten Menschen waren schon einmal auf der Erde (einige Tsaddikim haben die Fähigkeit, dies zu erkennen und zu wissen, was jemand zu tun hat. Übrigens muss die Reinkarnation nicht immer bei einer Person stattfinden).
Verbesserung
In diesem Leben kann ein Mensch arm sein, weil er für Fehler aus einem früheren Leben bezahlen muss. Manchmal ist eine Geburt schwierig, weil sich die Seele noch in einem anderen Körper befindet, der zuerst sterben muss. Manchmal hat jemand auch eine schlechte Eigenschaft, die er nicht verlassen möchte. Das mag dann eine der Ursachen seines gegenwärtigen Daseins sein: die Verbesserung genau dieser Qualität, die er in seinem früheren Leben nicht hatte ändern können.
Deshalb fördert das jüdische Gesetz eine schnelle Bestattung. Schließlich kann es sein, dass die Neschama des Verstorbenen auf Erden zu einem anderen Körper zurückkehren muss. Eine Reinkarnation ist nicht möglich, solange der Verstorbene nicht begraben wurde.
Erde aus Israel
Es ist ferner üblich, Erde aus Israel – insbesondere vom Ölberg – unter den Leichnam des Verstorbenen zu streuen. An anderen Orten zerstreuen sie auch Erde von Israel auf den Leichnam der Toten, auf ihre Todeskleidung (Tachrichin), aber unter ihren Talliten. An anderen Stellen streuen die Menschen auch Erde auf das Gesicht, insbesondere auf die Stirn und die Augenlider.
außerhalb Israels
Die Quelle für diese Gewohnheiten findet sich im Talmud Jeruschalmi (Kilajim 9: 4 Ende): „Sobald man das Land Israel erreicht, nimmt man eine Erdscholle und legt sie auf den Sarg, wie es geschrieben steht (5. Mose 32:43). ): „Und sein Land versöhnt sein Volk.“ In dieser Quelle geht es jedoch nur darum, in Israel selbst Erde auf den Sarg zu legen! Nirgends wird beschrieben, dass die israelische Erde außerhalb Israels einen Sonderstatus hat. Sobald die Erde den heiligen Boden verlässt, verliert sie ihre Keduscha (Heiligkeit), so könnte man meinen.
Keduscha
Doch diese „vertriebene“ Erde hat eine besondere Keduscha. Der besondere heilige Status des Landes Israel ist geologisch bedingt, aber die physischen Umstände „veranlassen“ die Keduscha, tatsächlich dort zu ruhen. Die Erde und der Himmel bilden das physische Substrat des Landes Israel, in dem die Schechina, die g-ttliche Vorsehung, ruht. Ohne Erde kann man nicht von einem Land Israel sprechen. Deshalb teilt die israelische Erde auch ihre Keduscha.
Verlangen nach dem Land Israel
Die israelische Erde in einem Grab außerhalb Israels symbolisiert unser Verlangen nach dem Land Israel, das ein wichtiger Bestandteil unserer Religion ist, wie es heißt (Psalm 102: 15): „Ihre Diener haben Freude an den Steinen Israels, es tut ihnen leid mit ihren Trümmern “. Dieser Vers erklärt auch, warum König Jechonja, als er ins Exil ging (5. Jahrhundert v. d.Zeitenwende), Steine aus dem Land Israel nahm, um eine Synagoge in Babylon zu bauen.
Israel ist unser Ursprung
Ein anderer Gedanke, die Erde von Israel in ein Grab zu zerstreuen, hängt mit der Vorstellung zusammen, dass in den Tagen des Maschiach alles letztendlich an seinen Ursprungsort zurückkehren wird. Wir weisen darauf hin, dass wir nur allzu gut erkennen, dass Israel unser Ursprung ist.
LE HISTOIRE SE REPETE:
ALTE NACHRICHTEN: EIN WEITERER VERSUCH, JERUSALEM ZU TEILEN
Die Regierung Biden will ein Konsulat für Palästinensische Angelegenheiten in Jerusalem wiedereröffnen, um die Politik der früheren US-Regierung rückgängig zu machen.
Im Jahr 2018 wurde die US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem verlegt – ein Schritt, der von allen Freunden Israels begrüßt wurde und endlich dem Jerusalem Embassy Act von 1995 entsprach, in dem es ausdrücklich heißt: „Die Stadt Jerusalem ist die Hauptstadt des Staates Israel.“
Der Plan der Regierung Biden würde die vereinigte Hauptstadt Jerusalem teilen und die Chancen auf einen Frieden mit den Palästinensern verringern, so die gestrige Meldung.
Jerusalem entjuden
Das ist ein alter Hut, denn seit Generationen wird versucht, die israelische Hauptstadt ganz oder teilweise zu „entjuden“. Dieses Phänomen ist bekannt unter dem Motto „ma’ase avot siman labanim – was unseren Vorvätern (den Erzvätern) widerfuhr, ist ein Omen für das, was ihren Nachkommen widerfahren wird“.
Avraham kauft die Machpela, muss aber Jerusalem verschieben
Was hat das mit unserer Thora-Lesung in dieser Woche (der Parscha) zu tun? In der Parscha Chaje Sara (Leben der Sara, Gen. 23:1 – 25:18) kehrte Avraham von der Akeda (Bindung von Yitzchak) nach Hause zurück, erfuhr aber zu seinem großen Kummer, dass seine Frau Sara gestorben war (manche sagen, sie starb an dem Schock der Nachricht, dass Avraham versuchte, Yitzchak zu opfern).
Avraham musste nun eine geeignete Begräbnisstätte für Sara finden. Obwohl HaSchem (G’tt) ihm ganz Israel versprochen hatte, musste er nun eine Grabstelle für Sara kaufen. Am Ende zahlte Avraham einen hohen Preis für die Machpela, aber er beschwerte sich nicht.
Zuerst wurde Avraham die Höhle von Machpela kostenlos angeboten!
Avraham ging zu den Bnei Chet (Söhnen von Chet), wie die Thora ausführlich berichtet, und bat sie um einen Platz, an dem er seine Frau begraben konnte. Ihre Antwort schien sehr großzügig zu sein (Bereschit/Gen. 23:6): „Du bist ein Fürst G-ttes in unserer Mitte; auf dem schönsten unserer Friedhöfe darfst du deine Toten begraben; keiner von uns wird dir seinen Friedhof vorenthalten, deine Toten zu begraben.“
Die Machpela wurde ihm auf einem Silbertablett angeboten, aber Avraham lehnte ab, weil er sie bezahlen wollte. Efron witterte Geld und verlangte schließlich einen sehr hohen Preis. Warum wollte Avraham die Machpela nicht als Geschenk annehmen?
Avraham will keine Geschenke
Avraham hatte zuvor Geschenke abgelehnt. Er hatte sich auch geweigert, etwas vom König von Sodom anzunehmen (Bereschit/Gen 14:23): „Ich will nicht, dass du sagst, du hättest Avraham reich gemacht“. Schon König Salomo sagte: „Wer Geschenke hasst, wird leben“ (Sprüche 15:27). Warum ist das so? Wenn wir etwas umsonst bekommen, sollten wir unserem Wohltäter ewig dankbar sein. Das kann Sie auf lange Sicht viel kosten! Aber der wahre Grund, warum Avraham dieses kostenlose Angebot ablehnte, war, dass wir G’tt nicht umsonst dienen wollen. Mitzvot (Gebote) – wie zum Beispiel Beerdigungen – kosten Geld. Wenn man für etwas bezahlt, zeigt das, dass man sich kümmert.
Bezahlen für die heiligen Stätten
Außerdem – und das sehen wir in unserer Generation – wollen wir für die heiligen Stätten bezahlen, damit andere sie nicht für sich beanspruchen können: „Es war nur ein Geschenk, aber eigentlich gehört es uns“.
Unsere Vorfahren haben dies vorausgesehen und deshalb für die heiligen Stätten bezahlt, um unser ausschließliches Eigentum zu betonen (was uns leider nicht zum Vorteil gereicht hat. Insbesondere der Tempelberg (siehe unten) und die Machpela sind nicht (vollständig) unter unserer Kontrolle und bilden die Speerspitze der internationalen Politik.)
Vermeidung künftiger Ansprüche
Woher wusste Avraham von der Heiligkeit der Machpela-Höhle? Als Avraham eine Kuh schlachten wollte, um eine Mahlzeit für seine drei Besucher zuzubereiten, lief eine der Kühe weg, direkt in die Machpela. Avraham folgte der Kuh und entdeckte, dass Adam und Eva in der Machpela begraben waren, wo sie, umgeben von einem großen spirituellen Licht, in aller Ruhe auf den Techiat Hametim (Zeitpunkt der Auferstehung der Toten) warteten. Avraham erkannte, dass dies die künftige Begräbnisstätte für ihn und Sara sein würde. Aber er verstand, dass er dafür bezahlen musste, um künftige Forderungen zu vermeiden.
Erlaubnis
Die Chititen, mit denen Avraham verhandeln musste, waren Bewohner von Jewus (das später zum Tempelberg und Jerusalem werden sollte). Auf Awrahams Bitte um den Kauf antworteten sie, dass ihnen klar sei, dass die Machpela und Jewus eines Tages in Jüdischen Besitz übergehen würden. Avraham musste ihnen schwören, dass seine Nachkommen, die Bnei Jisrael (die Juden), Jewus nicht mit Gewalt einnehmen würden, sondern um Erlaubnis bitten müssten, um Jewus in Besitz zu nehmen.
Für den Tempelberg bezahlt
Avraham stimmte zu und unterzeichnete ein Dokument, in dem er festlegte, dass seine Nachkommen die Stadt Jewus nicht mit Gewalt einnehmen, sondern ordnungsgemäß um Erlaubnis bitten würden. Dieses Dokument wurde weithin veröffentlicht, und als die BneiYisrael später Israel eroberten, konnten sie Jewus nicht einnehmen. Schließlich kaufte König David die Stadt Jewus von Aravna, dem Jewusiter. König David bezahlte auch für den Tempelberg und die heilige Stadt.
Wieder zurück
Die Babylonier und die Römer zerstörten Jerusalem, die Kreuzritter und die Anhänger Saladins eroberten Jerusalem und später herrschten die Türken und die Briten dort. Schließlich gelangte Jerusalem wieder in den Besitz der Bnei Jisrael. Seit vielen Jahrtausenden kämpfen wir um Jerusalem, unsere ewige Hauptstadt, für die wir mindestens dreimal am Tag beten. Doch jedes Mal entstehen konkurrierende Ansprüche auf unsere ungeteilte Hauptstadt.
Ma’asee avot siman labanim – was unseren Vorvätern (den Erzvätern) widerfuhr, ist ein Omen für das, was ihren Nachkommen widerfahren wird.
Was jetzt gerade passiert, ist, dass wir Jerusalem wieder erhalten haben. Im jirtze HaSchem, mit G’ttes Hilfe, wird eine Zeit kommen, in der wir Jerusalem erneut wieder bekommen, aber endlich ohne rivalisierende Ansprüche!
LIEBE, DEVOTHEID UND BEGEISTERUNG
„Ein goldener Nasenring, ein Bèka war sein Gewicht „ (24:22)
Raschi erklärt, dass Eliejser hiermit Riwka einen Hinweis über die künftigen Schekalim (Münzen) gab, die die Juden leisten würden, je Person EINEN Bèka. Weshalb wird hier, bei der Eheschließung von Riwka und Jitzchak, ein Hinweis oder Andeutung über den halben Schekel gegeben, die die Juden später in der Wüste zur Finanzierung der Gemeinde-Opferungen (sprich: Aufgaben) würden beitragen müssen? Die Antwort lautet, dass der halbe Schekel durch jeden gleichermaßen gegeben werden sollte. Arm und reich gaben jeder gleich viel. Diese Mitzwa betraf alle Menschen in gleicher Höhe.
Warum es beim halben Schekel im Grunde genommen ging, war die Art und Weise, mit denen er gegeben wurde. Die Freude, die Liebe, die Überzeugtheit und die Begeisterung, mit denen er geschenkt wurde, DAS war für den „spirituellen Wert“ hiervon ausschlaggebend.
Eliejser wollte mit dem Gewicht (EIN BÈKA) einen Hinweis geben, dass die Geschenke selber nicht die Hauptsache waren. Um was es im Grunde genommen ging, war der spirituelle Teil des Geschenkes. Gerade die geistigen Aspekte unserer irdischen Taten bestimmen unser Niveau.
DIE GESCHICHTEN DER DIENSTBOTEN DER ERZVÄTER SIND WICHTIGER ALS KOMPLIZIERTE VORSCHRIFTEN
„Es war so, dass er (Eliejser) noch nicht mit dem, was er dabei war, zu sagen, fertig war und Riwka nach draußen kam“ (24:15)
Die Thora erzählt ausführlich über die Begegnung zwischen Eliejser und Riwka und lässt vermerkt, wie die Haschgacha (die Vorhersehung) funktioniert. Die Lenkung der Welt durch G“tt ist versteckt. Viele stellen dadurch Fragen, als ob es „keinen Lenker der Welt“ geben würde (chas veschalom). Es gibt jedoch unterschiedliche Lebensbereiche, bei denen man eine deutliche Lenkung von Oben immer noch fühlt.
Weshalb wird die Geschichte von Eliejser so in ihren Einzelheiten erzählt? Raschi (elftes Jahrhundert) erklärt uns, dass die Geschehnisse mit den Dienstboten unserer Awot (Erzväter) so eingehend besprochen werden, da alles, was sich damals ereignete, in den Augen von HaSchem (G“tt) bekanntlich beliebter war als komplizierte Halachot (Vorschriften), die in der Thora viel weniger Zuspruch erhalten.
Aber die Frage bleibt, weshalb. Aus der Begegnung zwischen Eliejser und Riwka können wir sehr viel über Derech Eretz (den richtigen Umgang mit dem Mitmenschen) und Chessed (wohltätige Zuwendung) lernen. Unsere Weisen sagen: „Derech Eretz Kadma laTora“ – ein anständiges Verhalten kommt vor der Thora. Der Bezug zwischen Derech Eretz und Thora wird schon mal mit einer Einkaufstasche gegenüber den Einkäufen verglichen. Wenn Du Eier und Kartoffel benötigst, transportierst Du diese in einer großen Einkaufstasche. Der Inhalt benötigt eine geeignete Tasche, denn sonst könnten die eingekauften Artikel verloren gehen, beschädigt oder noch nicht mal richtig transportiert werden.
Das gleiche gilt für die Thora. Wenn die Thora nicht durch eine anständige, zivilisierte Person richtig behandelt wird, kann es sein, dass die Thora schlecht behandelt wird oder in verkehrten Bahnen gerät. Erst nachdem der Mensch eine Basis für gutes Benehmen geschaffen hat, kann er hier mit der Kenntnis der Thora weiter auf bauen. Der Mangel an Zivilisiertheit oder ungehobeltes Verhalten wird durch unsere Weisen ernsthaft abgelehnt.
Außer gutem Verhalten verlangen unsere Weisen auch, dass die Thora durch Chessed, liebevolle Zuwendung, abgewechselt wird. Thora ohne Liebe ist bekanntlich zu wenig. In diesem Punkt war Riwka ein leuchtendes Beispiel.
GUT UND SCHLECHT. FRAGEN AN HASCHEM
Der Talmud (B.T. Ta’anit 4a) vermerkt, dass drei Menschen HaSchem (G“tt) auf eine Art herausgefordert hatten, die G“tt eigentlich nicht angenehm war.
Eliejser stellte G“tt eigentlich ein ungebührendes Ultimatum: „Und es wird sein: das Mädchen, zu dem ich sprechen werde: neige doch Deinen Krug, damit ich daraus trinken kann und die sagen wird: trink doch und auch Deinen Kamelen werde ich zu trinken geben – sie hast DU für Deinen Diener Jitzchak bestimmt“ (24:14).
Gesetzt den Fall, dass das Mädchen, aus welchen Gründen auch immer, in den Augen von Jitzchak keine Gunst gefunden hätte. Doch G“tt honorierte Eliejsers Versuch – denn ein Mädchen, dass für einen Fremden vollkommen freiwillig so in etwa tausendeinhundert Liter Wasser schöpft, wohl etwas ganz besonderes sein muss. Riwka erschien auf der Weltbühne; sie war in der Tat der vollkommene Schiduch (die Zukünftige) für Jitzchak.
König Scha’ul versprach jedem, der Goliath besiegen würde, die Hand seiner Tochter Michal. Der Held hätte auch ein Rascha (ein schlechter Mensch) sein können. Aber Scha’ul verstand, dass der Sieger dermaßen große Sechujot (Fähigkeiten) haben müsste, dass er dieses risikolos zusagen konnte.
Nur Jiftach bekam Probleme, als er – nach Ende des Krieges mit den Ammonietern – versprach „ das erste, was aus seinem Hause kommen würde“ zu opfern. Er hätte damit rechnen müssen, dass auch ein Chasir (ein Schwein) aus seinem Hause hätte kommen können. Bei einem Gelöbnis oder einer Zusage verlangt die Halacha – das Jüdische Gesetz – dass man genau aufpasst. Deshalb wurde Jiftach unangenehm überrascht, als seine Tochter als erste aus seinem Haus kam.
DER TOD DER ERZMUTTER SARAH – DER WERT VON EIGENTUM
„Sarah wurde einhundertsiebenundzwanzig Jahre alt und verstarb in Kirjat Arba, dem heutigen Hebron im damaligen Bezirk oder Land Kana’an. Awraham kam, um seinem Schmerz und seinen Tränen über den Tod von Sarah freien Lauf zu lassen. Danach erhob sich Awraham, verließ seine verstorbene Frau und sprach zu den Söhnen von Chet: ich bin ein Ausländer, aber auch ein Einwohner in Euerer Mitte. Gib (oder besser: überlasse) mir eine Begräbnisstelle, so dass ich meine Verstorbene beerdigen kann“ (Genesis 23:1-4). Awraham kaufte die Höhle von Machpela, die übrigens immer noch ein Wallfahrtsort ist, vom Besitzer/Eigentümer Efron. (der Unterschied zwischen Besitzer und Eigentümer: dem Eigentümer gehört das entsprechend Gut. Der Besitzer hat es, entweder gestohlen, erobert oder wie auch immer, dazu gekommen und muss nicht identisch mit dem Eigentümer sein.
Nach der Eigentumsübertragung durch Efron an Awraham steht geschrieben, dass „das Feld von Efron stieg, sich erhöhte“ (Genesis 23:17). Raschi (tausendvierzig bis elfhundertfünf, Troyes und Worms) erklärt, dass das Feld in Ansehen stieg, da es bis jetzt das Eigentum von Efron gewesen war. Da es jetzt in den Besitz beziehungsweise in das Eigentum des Awraham wechselte, erhielt es mehr Bedeutung. (Erklärung: Awraham war ein sehr angesehener und geachteter Mensch, G“ttesfürchtig und ein Beispiel für Güte und Gerechtigkeit).
Bekanntlich gibt es eine deutliche Verbindung zwischen dem Charakter eines Menschen und seinen Besitztümern.
Die Thora geht davon aus, dass die Besitztümer eines Menschen einen Teil seiner Persönlichkeit bilden und seine Persönlichkeit mit bestimmen. Wir neigen dazu, zu glauben, dass alle unsere Besitztümer unser Eigentum seien, wir über sie herrschen und mit denen wir machen können, was wir wollen. Das ist übrigens ein typisches Beispiel für Römische juristische Denkweise: absoluter Besitz, über den niemand, außer der Eigentümer, etwas zu sagen hat und im Prinzip auch kein Anderer davon genießen darf.
EIFERSUCHT ODER KLARE PÄDAGOGISCHE VISION?
Unsere Erzmutter Sara starb im Alter von 127 Jahren. Die Thora beschreibt ihr Alter ganz typisch: „Sarahs Leben war hundert Jahre, zwanzig Jahre und sieben Jahre“. Warum wird das Wort „Jahr“ drei Mal geschrieben?
Raschi (1040-1105) erklärt, dass uns dies lehrt, dass Sara mit 100 Jahren immer noch so schön wie mit 20 Jahren war. Und als sie 20 war, war sie so unschuldig und sündenfrei wie mit sieben Jahren.
Sara war die treibende Kraft hinter der Vertreibung von Hagar und Jischma’el aus ihrem Haus. In der Thora heißt es (Gen. 21:9-10)): „Sara sah den Sohn der Ägypterin Hagar… und er trieb Spott. Dann sagte sie zu Avraham: „Vertreibe diese Magd und ihren Sohn. Denn der Sohn dieser Magd wird nicht mit meinem Sohn Jitzchak erben“.
Das ist keine Kleinigkeit! War es Eifersucht? Das wäre äußerst unpassend für eine geistiges Idol wie Sara! Eifersucht und Neid sind die niedrigsten Triebe, die im Laufe der Geschichte viel Unheil angerichtet haben.
Aber was war da los?
Jischma’el war eifersüchtig auf seinen Halbbruder Jitzchak. Er wurde von seinem Thron gestoßen. Jischma’el war 13 Jahre älter. Er dachte, dass er als der Älteste das doppelte Erbe erhalten würde. Es gab eine Menge Rivalität. Jischma’el prahlte damit, dass er sich im Alter von 13 Jahren hatte beschneiden lassen. Er hatte große Schmerzen erlitten. Trotzdem hatte er eingewilligt. Daraufhin sagte Yitzchak zu Jischma’el: „Selbst, wenn G’tt meinen ganzen Körper verlangen würde, wäre ich bereit, ihn zu geben“. Yitzchak wollte zeigen, dass seine Opferbereitschaft grösser war.
Jischma’el war Sara ein Dorn im Auge, weil er sich schlecht benahm und einen schlechten Einfluss auf Yitzchak hatte. Avraham befürwortete trotz der charakterlichen Unterschiede eine gemeinsame Erziehung.
Schulkampf
Sara und Avraham diskutierten über ein sehr brisantes und aktuelles Thema, ähnlich wie bei dem Streit in der Schule. Sara war der Meinung, dass ihr Yitzchak in einer geschützten Umgebung aufwachsen sollte. Sara hatte Angst vor schlechten Einflüssen von außen. Jischma’el musste gehen.
Sara befürchtete, dass Yitzchak von Jischma’el „infiziert“ werden und Probleme mit der wahren Jüdischen Tradition haben würde. Sara war für die „Versäulung“ und setzte sich für die fromme Seele ihres Kindes ein. Avraham bekämpfte Saras Ansichten.
Avraham war nicht überzeugt, dass Yitzchak von einer isolierten Erziehung mit wenig Kontakt zur Außenwelt profitieren würde. Gerade die Konfrontation mit anderen Ideen würde ihn immun gegen Assimilation und bereit für die Herausforderungen der Umwelt machen. In den Niederlanden dauerte der Schulkampf fast ein Jahrhundert, aber Sara wurde von G’tt sofort Recht gegeben: „Ihr müsst auf alles hören, was Sara euch sagen wird“ (21:12). Klare Sprache!
Sollen wir unsere Kinder beschützend oder offen erziehen? Diese Entscheidung ist in vielerlei Hinsicht von Bedeutung…Eine schwere Entscheidung.
WIE GEHEN WIR IN DER JÜDISCHEN TRADITION MIT DEM LETZTEN KAPITEL DES LEBENS UM?
Sarah ist verstorben.
Satan erschien bei Sarah als ein alter Mann: „ Awraham hat Deinen Sohn, den Jitzchak, geschlachtet und niemand konnte ihn retten“. Sarah weinte furchtbar und hatte an Stelle von Jitzchak sterben wollen: „Du bist an meinen alten Tagen auf die Welt gekommen und viel zu früh wieder davon gegangen“. Nach einiger Zeit begriff sie, dass Awraham das nicht anders als im Auftrag G“ttes hätte tun können. Niemand konnte ihr sagen, wo ihr Mann und ihr Sohn sich befinden würden. Hiernach kam Satan und erklärte ihr, dass er die Unwahrheit gesagt hätte: „Jitzchak lebt!“ Alle diese verwirrenden Emotionen konnte Sarah nicht mehr verkraften. Erschöpft starb sie. Als Awraham und Jitzchak in Beer Schewa an kamen, befürchteten sie das Schlimmste. Leider konnte jedoch nichts mehr ungeschehen gemacht werden.
Wie geht die Jüdische Tradition mit dem Sterben um?
Das Judentum gibt im konkreten Sinn keine Antworten auf Fragen wie „Weshalb gerade jetzt?“ und „ Wieso gerade sie oder er?“. Der Talmud sagt hierzu: „Das Leben, die Kinder und die Finanzen hängen nicht von guten Taten ab, sondern von Glück. Rabba und Rav Chisda waren beide fromme Gelehrte; wenn der Eine um Regen bat, dann kam Regen auch und wenn der Andere um Regen bat, dann kam der auch. Jedoch lebte Rav Chisda zweiundneunzig Jahre, während Rabba nur vierzig Jahr alt wurde. Bei Rav Chisda wurden sechzig Hochzeiten gefeiert, während bei Rabba sechzig Beerdigungen efolgten. Bei Rav Chisda waren die Hunde so verwöhnt, dass sie selbst feines Brot nicht mochten, während es bei Rabba selbst für die Menschen nicht genug Gerstenbrot gab“
Das Judentum ist realistisch. Es weiß, dass der Tod Teil des Lebens ist und begreift, dass Selbstbetrug nicht gut tut. An Jom Kippur – dem Großen Versöhnungstag – verlangt die Tradition, dass man sich mit einem Kittel kleidet – dem einfachen weißen Kleidungsstück, dass das Leichentuch symbolisiert, in dem man nachdem man verstorben ist, eingewickelt wird. Hiermit werden wir uns bewusst, dass die Tage gezählt sind und vorüber fliegen.
Der Große Versöhnungstag ist eine jährliche Begegnung mit dem Tod. An dem Tag lässt der Mensch alle seine Genüsse los, rührt weder Essen noch Trinken an und segnet seine Kinder wie zum Abschied. Man ist den ganzen Tag mit der Liturgie beschäftigt, die die Zerbrechlichkeit des Menschen betont und man empfindet seine Vergänglichkeit wie an keinem anderen Tag.
Ein zweites Beispiel dieses Wirklichkeitssinns sind die Gebete, die gesprochen werden müssen, wenn jemand verstirbt. Die Worte sind kurz, einfach und direkt.
ETHISCHES TESTAMENT
Ein bedeutsamer Jüdischer Brauch ist das Schreiben eines „ethischen Testamentes“. Heutzutage wird das Regeln der Erbschaft an Rechtsanwälten, an Notaren oder an Banken übertragen. Unsere Ahnen hatten weniger Eigentum, um das sie sich sorgen machen mussten, aber sie waren mehr besorgt um die Frage, ob ihre Werte und Prinzipien, nach denen sie gelebt hatten, auch einen Weiterbestand haben würden. Ein solches Testament wurde in einer Zeit geschrieben, in der man noch vollkommen gesund war und es beinhaltete eine Zusammenstellung von Lebensregeln und Zielen, die sie bei ihren Kindern verwirklicht sehen wollten.
DIE GEMEINSCHAFT
In letzter Zeit ist im Westen, seit der Säkularisierung und der Aufweichung der sozialen Netzwerke, eine Verwässerung der Verhaltenvorschriften nach einem Sterbefall eingetreten. Die allgemeinen Kenntnisse auf dem Gebiet der Sterberituale haben abgenommen, so dass die Trauernden und Begleitpersonen nicht mehr genau wissen, wie sich zu verhalten haben oder widersprüchliche Forderungen stellen.
In vielen Kreisen ist das soziale Netzwerk noch immer besonders fest. Alle Vorschriften des Trauerrituals sind – zumindest in den Hauptpunkten – weit und breit bekannt. Für die Familie gelten klare Regeln und Beschränkungen und auch die Außenstehenden werden nicht im Unsicheren gelassen. Auch diese haben, besonders nach der Beisetzung, eine klare und wichtige Rolle, so dass sie genau wissen, was von ihnen erwartet wird. Die Gemeinschaft nimmt Anteil an der Freude und dem Schmerz eines jeden Einzelnen.
In schwierigen Zeiten lässt die Gemeinschaft den Trauernden wissen, dass er nicht allein da steht. Seine erste Mahlzeit wird von anderen besorgt. Der Dienst des Gebetes verlagert sich von der Synagoge zu seiner oder ihrer Wohnung, so dass man sich als Teil der Gemeinschaft weiß, selbst im dem Moment, in dem man sich am meisten isoliert fühlt. Während des gesamten Trauerjahres betet man nicht allein, sondern zusammen mit der Gemeinschaft, die zwei Mal täglich zusammen kommt.
Die Gemeinschaft ist nicht nur ein horizontaler Begriff, sie hat auch eine vertikale Bedeutung. Die biblische Bezeichnung für Sterben lautet: „versammelt werden bei seinem Volk“ oder „versammelt werden bei seinen Vätern“. Wenn man verstirbt, wird man ein Teil der Geschichte.
Das Trauern ist dann auch eine Angelegenheit, die sich die gesamte Gemeinschaft teilt und sie wird nicht auf die private Ebene reduziert.
ABFOLGE
Ein weiteres wichtiges Merkmal des Jüdischen Trauerprozesses ist die klare Abfolge von Stufen, bevor jemand dauerhaft über seinen Verlust hinaus wachsen kann. Rabbiner Hirsch sagte hierzu: „ Jede weitere Stufe muss die vorhergehende Stufe in sich beinhalten; im Grunde ist es so, dass man mit der nächsten Stufe erst beginnen kann, wenn die vorhergegangene vollständig abgeschlossen wurde“. Formell gibt es fünf Trauerstufen:
Aninut: vom Anbeginn des Sterbens bis zur Beisetzung.
Awelut: Vom Moment der Beisetzung bis sieben Tage nach der Beisetzung.
Niwul: ab dem achten Tag der Beisetzung bis einschließlich des dreißigsten Tages nach der Beisetzung. Beim Tod einer der Eltern gilt ein abweichender Termin: Bis das verwahrloste Aussehen abstoßend wirkt, oder sonst drei Monate (in den Niederlanden zweiunddreißig Tage).
Trauerjahr: bis EINEM Jahr nach dem Eintritt des Todes.
Jahrzeit: Tag der Erinnerung und der Besinnung, jedes Jahr am Sterbedatum.
An besonderen Tagen wird der Verstorbenen in einem speziellen Jiskor-Gebet in der Synagoge gedacht und ihre Namen verlesen.
IDEALE SCHWIEGERTOCHTER
Nach Saras Tod befahl Avraham seinem Diener Elieser, mit zehn Kamelen nach Charan zu reisen, wo er eine Frau für seinen Sohn Yitzchak finden sollte. Der Diener schwor, dass er sich eine Frau aus Awrahams Familie suchen würde. Elieser bat G’tt um einen Hinweis, an dem er die richtige Heiratskandidatin erkennen könne. Nach seiner Ankunft bat Eliezer nur darum, selbst etwas trinken zu dürfen, aber Rivka war sofort bereit, auch allen Kamelen Awrahams etwas zu trinken zu geben.
Sie zeigte Liebe (chesed) für alles in G’ttes Welt. Elieser verstand sofort, dass sie die richtige Frau für Yitzchak war. Rivka selbst stieg zum Brunnen hinab, um eine große Menge Wasser zu schöpfen. Rivkas „chesed“ war ausschlaggebend dafür, dass sie als zukünftige Erzmutter für Yitzchak ausgewählt wurde.
Chesed weist auf eine Persönlichkeit hin, die lieber gibt als nimmt. Es gibt einen großen Unterschied zwischen Nehmen und Empfangen. Wenn es keine Empfänger gibt, kann auch nie etwas gegeben werden. Ein „Nehmer“ glaubt, dass alles, was er bekommt, sein Recht ist. Der Empfänger hingegen ist dankbar für alles, was er erhält.
Empfangen kann in dreierlei Hinsicht als Geben verstanden werden. Ich kann etwas annehmen, um es an andere weiterzugeben. Dann wird das Nehmen von etwas zum Beginn eines Gebens. Ein „chesed“-Mensch nimmt etwas, um es weiterzugeben. Deshalb nahm Avraham die Geschenke des Pharaos an, nachdem der Pharao Sara zurückgegeben hatte. Er konnte sie nutzen, um den Menschen den Glauben an den einen G’tt näher zu bringen.
Ich kann auch etwas annehmen, weil der andere Mensch mir etwas geben will. Ich tue ihm den Gefallen, das Geschenk anzunehmen. Auch das hat Avraham wahr gemacht. Als er aus dem Krieg gegen die vier Könige zurückkehrte (Gen 14), wollte Noachs Sohn Sem, der als König von Jerusalem Malkitsedek genannt wurde, ihm Brot und Wein geben, als Ausdruck des Respekts für Avraham, der mit einer kleinen Armee ausgezogen war, um seinen Neffen Lot zu befreien. Avraham nahm das Essen an und ehrte damit Malkitsedek.
Nachdem Avimelech, der König der Philister, auch unsere Erzmutter Sara geschändet hatte, wurde er von G’tt zurechtgewiesen und Avimelech musste Sara zurückgeben. Er überhäufte Avraham mit Geschenken als Vorwand für die Entführung seiner Frau. Mit den Geschenken konnte Avimelech sein Ansehen und seine Selbstachtung wiedererlangen. Deshalb war es ein Akt der Liebe, sie zu akzeptieren, damit König Avimelech rehabilitiert werden konnte.
Aber von dem König von Sedom wollte Avraham nichts annehmen, weil er nur beweisen wollte, dass er Avraham reich gemacht hatte.
In Awrahams Familie nahm man nur, um zu geben. Deshalb war Rivka die ideale Schwiegertochter.
Author: © Oberrabbiner Raphael Evers
Foto: Burial of Sarah (engraving by Gustave Doré from the 1865 La Sainte Bible)