Schulsenator begrüßt erste ukrainische Lehrkraft im Hamburger Schuldienst

Ukrainische Lehrkraft
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Schulsenator Ties Rabe hat am Louise Weiss Gymnasium in Hamburg-Hamm die erste nach Kriegsbeginn neu eingestellte ukrainische Lehrkraft im hamburgischen Schuldienst begrüßt: Tetjana Yahodka kommt aus Lwiw und unterrichtet seit Ende März in einer Internationalen Vorbereitungsklasse Deutsch.

 

Schulsenator Ties Rabe: „Es freut mich sehr, dass Schulbehörde und Schulleitungen gemeinsam jetzt auch ukrainische Lehrkäfte einsetzen. Sie sind eine Bereicherung für das hamburgische Schulwesen und eine große Unterstützung für den Unterricht und bei der Integration von Schülerinnen und Schülern mit Migrations- und Fluchtgeschichte.“

Direkt nach den Märzferien haben die Hamburger Schulbehörde und die Hamburger Schulen zusätzliche Schulangeboten für Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine aufgebaut. Größere Kinder und Jugendliche lernen an den Schulen zunächst in Willkommensklassen. Hier werden vor allem Deutsch sowie schrittweise weitere Schulfächer unterrichtet, ehe die Kinder und Jugendlichen spätestens nach einem Jahr in eine Regelklasse wechseln. Für sie haben die Schulen und die Schulbehörde zusätzlich zu den bereits vor den Märzferien bestehenden 237 Willkommensklassen (davon 80 AvM-Klassen im berufsbildenden Bereich) bis jetzt 68 weitere Klassen (allgemeinbildende Schulen 48, berufsbildende Schulen 20) eingerichtet, weitere 42 Klassen (an allgemeinbildenden Schulen, davon starten 30 zwischen dem 5. und 30.4.) sind bereits organisiert und starten in den nächsten Tagen. Zusätzlich werden jüngere Schülerinnen und Schüler, die aus dem Ausland nach Hamburg kommen und noch nicht Deutsch können, direkt in die Vorschule oder die Klassenstufen 1 und 2 eingeschult, lernen dort mit den Hamburger Kindern zusammen und werden darüber hinaus besonders in Deutsch gefördert.

Bis jetzt haben knapp 1.000 Kinder und Jugendliche aus der Ukraine einen Schulplatz an den Hamburger Schulen bekommen, weitere 458 haben sich in den letzten Tagen angemeldet und werden in Kürze eingeschult. Schulsenator Ties Rabe: „Aufgrund der in Hamburg ohnehin stark steigenden Schülerzahlen ist es nicht immer ganz einfach, in sehr kurzer Zeit an den Schulen zusätzliche Unterrichtsräume und zusätzliche Lehrkräfte zu gewinnen. Für jede zusätzliche Schulklasse brauchen wir an weiterführenden Schulen rund 1,3 und an Grundschulen 1,04 zusätzliche Lehrkräfte. Ich bin deshalb sehr froh, wie schnell zurzeit der Ausbau gelingt. Unter Hamburgs Lehrkräften gibt es eine große Bereitschaft zu helfen. So haben viele teilzeitbeschäftigte Lehrkräfte angeboten, zusätzliche Stunden zu geben. Darüber hinaus haben sich zahlreiche pensionierte Lehrkräfte gemeldet, um zu helfen. Besonders freue ich mich aber darüber, dass es jetzt gelingt, auch ukrainische Lehrkräfte einzustellen. Sie sind ein wichtiges Bindeglied zwischen den Hamburger Schulen und der Heimat der Kinder und Jugendlichen.“

Sven Kertelhein, Schulleiter des Louise Weiss Gymnasiums: „Ich bin sicher, dass wir für die schutzsuchenden ukrainischen Schülerinnen und Schüler ein gutes schulisches Angebot geschaffen haben. Durch den Einsatz von demnächst drei ukrainischen Lehrerinnen mit den Fächern Deutsch, Englisch und Ukrainisch, können wir neben dem DaZ Unterricht auch ukrainischen Unterricht und Hausaufgabenhilfen auch für den Fernunterricht bieten.“ Aktuell werden bereits 14 geflüchtete ukrainische Schülerinnen und Schüler am Louise Weiss Gymnasium unterrichtet, die Anzahl der Internationalen Vorbereitungsklassen soll um zwei auf dann sechs IVK erhöht werden.

Der Unterricht in den Hamburger Willkommensklassen zielt auf eine gute Integration. Deshalb geht es in erster Linie darum, gut Deutsch zu lernen. Schulsenator Ties Rabe: „Zahlreiche Hamburger Lehrkräfte haben sich in den letzten Jahren besonders fortgebildet, um Kindern und Jugendlichen ohne deutsche Sprachkenntnisse die deutsche Sprache besonders gut beizubringen. Darüber freue ich mich sehr, denn der Unterricht für Kinder und Jugendliche, die Deutsch als Zweitsprache lernen wollen, stellt besondere Herausforderungen an die Lehrkräfte.“ Darüber hinaus werden auch weitere Schulfächer unterrichtet, damit der Übergang in die Regelklasse später gut klappt.

Schulsenator Ties Rabe: „Zusätzlich bieten wir allen Schülerinnen und Schülern mit Zuwanderungsgeschichte auch Unterricht in ihrer Herkunftssprache an. Hamburg ist das Tor zur Welt, mehr als die Hälfte aller Schülerinnen und Schüler stammt aus einer Familie mit ausländischen Wurzeln. Ich kann gut verstehen, dass diese Kinder und Jugendlichen sowie ihre Familien die Sprache ihrer ursprünglichen Heimat lernen wollen. Zudem sind breite Sprachkenntnisse für unsere Stadt ein großer Schatz.“ Der Unterricht in der Herkunftssprache beginnt jetzt bereits in den Willkommensklassen. Dort bekommen die Schülerinnen und Schüler aus der Ukraine bereits von Anfang an vier bis fünf Stunden Unterricht pro Woche in ukrainischer Sprache.

Ukrainische Kinder und Jugendliche mit Wohnsitz oder gewöhnlichem Aufenthalt in Hamburg unterliegen laut Hamburgischem Schulgesetz der Schulpflicht und werden daher nach dem Hamburger Bildungsplan unterrichtet. Nach Auswertung des ausländerrechtlichen Fachverfahrens sind seit dem Kriegsausbruch in der Ukraine (Stand 24. März 2022) 2.971 schulpflichtige ukrainische Kinder im Alter von sechs bis 17 Jahren in Hamburg ausländerbehördlich erfasst worden.

Europaschule Louise Weiss Gymnasium: Das Louise Weiss Gymnasium hat zurzeit rund 600 Schülerinnen und Schüler und arbeitet seit vielen Jahren mit Internationalen Vorbereitungsklassen (IVK) sowie mit einer durchgängigen Sprachbildung in allen Klassen. Die Vielfalt der Schülerschaft führt zu einer ganz besonderen Schulgemeinschaft, für die Toleranz, Respekt und Akzeptanz der verschiedenen Kulturen gelebter Alltag ist. Daher ist ein Leitspruch des schulischen Leitbildes: „Wir haben verschiedene Wurzeln, aber wachsen zu einem Baum heran“. Schul-Homepage: https://www.lwg-hamburg.de

Das Louise Weiss Gymnasium hat eigene zielgruppenspezifische Unterrichtsmaterialen entwickelt:Lernstraße 1-3, Lernstraße 4 (Übergang Oberstufe, in Vorbereitung). Die drei „Lernstraßen“ wurden von Lehrkräften der Schule für den Unterricht in Deutsch als Zweitsprache in IVK entwickelt. Sie werden begleitend zu den Lehrwerken eingesetzt. Eine 4. Lernstraße ist für die additive Förderung in den Jahrgangsstufen 9/10 „Fit für die Studienstufe“ in Vorbereitung.