„Esther-Bejarano-Saal“ im Stavenhagenhaus feierlich benannt

„Esther-Bejarano-Saal“ im Stavenhagenhaus feierlich benannt
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Sie nannte es ihr „öffentliches Wohnzimmer“, das Stavenhagenhaus, in dem sie selbst häufig zu Gast war und mehrfach zu ihren Geburtstagsfeiern eingeladen hatte. Esther Bejarano, verstorbene Holocaust-Überlebende, Friedensaktivistin und Musikerin hat sich ihr Leben lang für Versöhnung und gegen gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit eingesetzt. Die Marcus und Dahl Initiative sowie die der Kommunalverein, die Kirchengemeinde St. Peter und die Bezirksversammlung Hamburg-Nord haben sich gemeinsam dazu entschlossen, ihr den großen Vortragssaal im Stavenhagenhaus zu widmen und ihn in „Esther-Bejarano-Saal“ umzubenennen.

Michael Werner-Boelz, Bezirksamtsleiter Hamburg-Nord | Foto: © Armin Levy
Michael Werner-Boelz, Bezirksamtsleiter Hamburg-Nord | Foto: © Armin Levy

 

Michael Werner-Boelz, Bezirksamtsleiter Hamburg-Nord: „Esther Bejarano war eine herausragende Persönlichkeit. Sie hatte immer eine klare politische Haltung und hat diese auch zu aktuellen Themen kundgetan. Darin liegt für mich auch ihr Vermächtnis. Wir müssen im hier und heute die Werte einer freien, demokratischen und pluralistischen Gesellschaft verteidigen. Es ist unsere Aufgabe, Esther Bejaranos Erbe weiterzutragen, die Arbeit gegen das Vergessen, für ein „Nie wieder Krieg – nie wieder Faschismus“ und den Kampf gegen alte und neue Nazis weiterzuführen.“

 

 

Dr. Hans-Heinrich Nölke, Initiative Marcus und Dahl e.V. | Foto: © Armin Levy
Dr. Hans-Heinrich Nölke, Initiative Marcus und Dahl e.V. | Foto: © Armin Levy

 

Dr. Hans-Heinrich Nölke, Initiative Marcus und Dahl e.V.: „Esther Bejarano kämpfte nach ihrer Rückkehr nach Deutschland für Versöhnung und gegen Menschenfeindlichkeit. Sie hält Vorträge über die Shoa in Schulen, erzählt von ihren Erinnerungen und mischt sich ein in tagespolitische Auseinandersetzungen über Antisemitismus, Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und war bundesweit und darüber hinaus bekannt.  Ihr Motto, das sie insbesondere jungen Menschen vermittelte, war: Ihr habt keine Schuld an dieser Zeit. Aber ihr macht euch schuldig, wenn ihr nichts über diese Zeit wissen wollt. Ihr müsst alles wissen, was damals geschah. Und warum es geschah.

 

Helga Obens, Auschwitzkomitee | Foto: © Armin Levy
Helga Obens, Auschwitzkomitee | Foto: © Armin Levy

 

Helga Obens, Auschwitzkomitee: „Esthers Worte und Lieder bewegten und erreichten die Menschen. Wir vermissen sie. Dieser Saal im Stavenhagenhaus ist in der Tat ein magischer Ort. Hier feierte sie wunderbare Geburtstagsfeste mit Freunden und Freundinnen. Hier war der Treffpunkt für Überlebende der Shoa, für NS-Verfolgte, viele Jahre lang. Und sehr, sehr viele Freund:innen haben Esther dabei unterstützt. Aber es war auch oft Zeit für Empörung, wenn sie gesagt hat, wie laut die alten und neuen Nazis wieder sind. „Dann“, sagte sie „geh ich auf die Barrikaden.“ Sie musste dagegen kämpfen: „Ich singe, bis es keine Nazis mehr gibt“! Das müssen wir nun tun.“

 

Esther Bejarano | Foto: © Pressestelle des Senats
Esther Bejarano | Foto: © Pressestelle des Senats

 

Esther Bejarano wurde 96 Jahre alt. Sie lebte seit 1984 im Brödermannsweg in Groß Borstel und fühlte sich mit den Menschen des Stadtteils verbunden. Die musikalische Würdigung übernahmen Esther Bejaranos Sohn, Joram Bejarano, mit der Band Microphone Mafia, und das mit ihr befreundete Hamburger Klavierduo Friederike Haufe/Volker Ahmels. Stellvertretend für Jugendliche, die Esther mit besonderem Engagement angesprochen hat, haben Oberstufen-Schülerinnen aus Groß Borstel Texte aus Esther Bejaranos Buch „Erinnerungen“ vorgelesen. Neben dem offiziellen Schriftzug zur Saalbenennung, der in den nächsten vier Wochen angebracht wird, hängen nun auch eine Biografie und eine Zeichnung von Esther Bejarano im Stavenhagenhaus.

Edna Bejarano | Foto: © Armin Levy
Edna Bejarano | Foto: © Armin Levy