Max Halberstadt – der vergessene Hamburger Fotograf

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Max Halberstadt wurde 1882 als Sohn des jüdischen Fleischermeisters Wolf Seew Halberstadt und seiner Ehefrau Mathilde Wolff in Hamburg geboren.

Schon während seiner Schulzeit hatte er sich für die Fotografie interessiert. In das Geschäft seines Vaters wollte er nicht eintreten und begann nach dem Abitur eine Fotografenausbildung. Bereits 1907 eröffnete er ein „Atelier für künstlerische Photographie“ am Neuen Wall 54. Zwei Jahre später – im Jahre 1909 – bestand er die Meisterprüfung im „Photographen-Handwerk“. Seine Ausbildung absolvierte er in Hamburg, Leipzig, München, Basel und Paris.

In seinem Atelier fertigte er Porträts an, wobei er sich besonders auf Fotografien von Kindern und Familienfotos spezialisierte. Daneben produzierte er auch eine Reihe von Landschaftsaufnahmen. In allen Genres wollte er nach eigener Aussage „das Typische erfassen und zur Geltung bringen“. Seine Bilder erschienen in allen hamburgischen Tageszeitungen, ebenso in den Veröffentlichungen der Jüdischen Gemeinde. In den 1920er Jahren war er einer der bekanntesten Porträtfotografen Hamburgs. Aber auch mit Reklamefotografie, die in den Hamburger Zeitungen und Illustrierten erschienen, machte er sich einen Namen.

1913 heiratete Max Halberstadt die 20jährige Tochter des berühmten Psychoanlytikers Sigmund Freud, Sophie. Das Paar hatte zwei Söhne, Ernst Wolfgang und Heinz. Sophie verstarb 1920 an der Spanischen Grippe, auch der gemeinsame Sohn Heinz starb früh. 1923 heiratete Max Halberstadt zum zweiten Mal. Aus dieser Ehe mit seiner Frau Bertha, geb. Katzenstein, ging 1925 die Tochter Eva hervor.

Halberstadts Wirken war äußerst kreativ, berühmt sind seine Fotomontagen. Zeifellos aber verdankte er seine Popularität nicht zuletzt den ikonografischen Aufnahmen seines Schwiegervaters Sigmund Freud. Bis heute werden die Freud-Porträts weltweit verwendet.

Mit der Machtübertragung an die Nationalsozialisten veränderte sich die wirtschaftliche wie soziale Lebenssituation der Familie Halberstadt. Als jüdischer Fotograf gab es für ihn keine Gelegenheit, mehr die Tagespresse mit Aufnahmen zu versorgen, geschweige denn, Familienporträts des Hamburger Bürgertums zu fertigen. Nach erzwungenem Verkauf seines Ateliers emigrierte er 1936 mit seiner Familie nach Südafrika. 1938 eröffnete er in Johannesburg erneut ein eigenes Fotoatelier. Bald erkrankte er schwer und starb 1940 im Alter von 58 Jahren.

Heute weiß kaum jemand etwas über Max Halberstadt. In den einschlägigen Fotografenlexika sucht man ihn vergeblich. Es ist das Verdienst des Literaturwissenschaftlers und Publizisten, Dr. Wilfried Weinke, dass diese herausragende Fotografen-Persönlichkeit nicht vergessen und jetzt gebührend gewürdigt wird.
In der von ihm kurartierten Ausstellung “Der Fotograf Max Halberstadt” im Museum für Hamburgische Geschichte (7. Mai 2021 bis 3. Januar 2022) werden u.a. neben Porträts von Hamburger Künstlern und von Mitgliedern der Jüdischen Gemeinde berührende Kinderfotos, aber auch atmosphärische Einblicke in das Stadtleben Hamburgs der 1920er Jahre gezeigt.

Die Ausstellung findet im Rahmen der Tage des Exils statt, ausgerichtet von der Körber-Stiftung und Herbert und Elsbeth Weichmann-Stiftung.

 

Autor: © Gabriela Fenyes

Foto: © Max Halberstadt, Selbstporträt, Autochrom, Sammlung Spangenthal