Chanukka: ein einzigartiges Fest

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Ein Rabbiner veranstaltete eine Chanukka-Party für seine Gemeinde und präsentierte die kostbaren Judaica-Gegenstände auf dem Tisch.  „Die Menora ist 250 Jahre alt, mein Großvater hat darin in der alten Synagoge in Tunis die Kerzen angezündet.“

„Der Dreidel:“, erzählte er weiter „Jüdische Kinder haben vor der Deportation aus Spanien mit diesem Dreidel gespielt und er wurde bei Sotheby’s für einhunderttausend Dollar verkauft. Und der Siddur…“

Im Raum herrschte eine ehrfürchtige Stille bei so viel Geschichte, bis einer der Teilnehmer ängstlich auf das Gebäck zeigte: „Die Berliner, Rabbi, wie alt sind denn die Berliner?“.

Jeder der jüdischen Feiertage ist mit einer Mizwa einzigartig, aber die Chanukka-Tage zeichnen sich durch ein anderes wesentliches Merkmal aus: Sie sind die längste Abfolge von Tagen – acht Tage! – an denen das „Hallel-Gebet“ gesprochen wird. Im Gegensatz zu den anderen Feiertagen, bei denen entweder gar kein Hallel (Purim) oder nur das halbe gebetet wird (Pessach).

Das wirklich große Wunder zeigt sich im Unterschied zwischen Chanukka und Purim: Diese beiden Feiertage ähneln einander: Beides sind neue Feiertage, die von den Weisen gegeben wurden und die nicht in der Torah erwähnt werden.  Beide fanden viele Jahre nach dem Verlassen der Wüste statt – Purim zu Beginn der zweiten Tempelzeit und Chanukka in der Mitte der zweiten Tempelzeit. Und doch gibt es einen bedeutenden Unterschied zwischen ihnen: An Chanukka wird acht Tage lang das ganze Hallel gesprochen und an Purim sagen wir überhaupt kein Hallel.

 

Und so stellt sich die Frage: Was macht Chanukka größer als Purim?

Anscheinend ist es genau umgekehrt: Bei allem Respekt vor dem Wunder von Chanukka kommt es doch nicht annähernd an die gewaltige Erlösung von Purim heran.  In all den 3.500 Jahren jüdischer Geschichte gab es nie einen so schrecklichen Plan wie den von Haman. Achaschwerosch regierte über die ganze Welt, „von Indien bis Kusch, einhundert und siebenundzwanzig Länder“, und so konnte Haman den wahnsinnigen Plan entwickeln, jeden Juden auf der ganzen Welt zu vernichten, denn es gab keine Zufluchtsstätte, zu der man hätte fliehen können.

 

Warum dann am Purim kein Hallel-Gebet, während man zu Chanukka acht Tage lang das ganze Hallel spricht?

Der Talmud stellt diese Frage und gibt drei Antworten:

  1. a) wir sagen kein Hallel, weil das Wunder von Purim nicht abgeschlossen war, denn auch nach dem Wunder sind die Juden im Exil geblieben.
  2. b) das Lesen der Megilla gilt als Hallel.
  3. c) Nachdem die Kinder Israels das Land Israel betreten hatten, wurde das neue Prinzip eingeführt, dass sie G-tt nicht für ein Wunder verherrlichen, das im Ausland geschieht.

 

Natürlich freuen wir uns über jedes große Wunder, aber es gibt noch einen grundlegenden Unterschied zwischen dem Wunder von Chanukka und dem von Purim.  An Chanukka war das Wunder sichtbar und überwältigend.  Eine kleine Gruppe von Leuten, untrainiert und unbewaffnet, besiegt eine mächtige Armee.  An Purim jedoch war das Wunder verborgen, wenn es auch auf den ersten Blick erscheinen mag wie eine Manipulation von Königin Esther, die den König überredet, das Dekret Hamans aufzulösen. G-tt wirkt die ganze Zeit Wunder, aber nur an einem Ort der Welt lässt Er sie sichtbar werden. Wo? In Israel.

 

Wie David Ben Gurion, der erster Premierminister Israels, einmal gesagt hat: „In Israel sind diejenigen, die nicht an Wunder glauben, unrealistisch …“

Lasst uns das Licht von Chanukka verbreiten.  Ich möchte Ihnen und Ihren Familien ein fröhliches Chanukka wünschen!

 

Author: © Rabbiner Shmuel Havlin